F  A  M  I  L  I  E  N  F  R  E  I  Z  E  I  T
in
Villar Pellice 2000

Der Bericht

                                                                                                                                                                                             

 

I.   Prolog

 In den dunklen Wintermonaten des Jahres 1999 wurde nach den Proben des Posaunenchors Bühl intensiv über Urlaubspläne für das Jahr 2000 diskutiert. Dabei wurde von verschiedenen Chormitgliedern von zurückliegenden Aufenthalten in Villar Pellice geschwärmt. Als Ergebnis der Diskussion kristallisierte sich heraus, daß an der Familienfreizeit 2000 eine größere Abordnung des Posaunenchors Bühl teilnehmen wollte. Schließlich wurde eine Anmeldung schnellstmöglichst nach Bekanntgabe des Termins nach Karlsruhe gefaxt, so daß die Bühler Delegation immerhin aus fünf Bläsern und Bläserinnen nebst (soweit vorhanden) Anhang bestand. Nach der schnellen Anmeldung hieß es, sich in Geduld zu üben, denn auf eine Reaktion seitens der Freizeitleitung wartete man zunächst vergebens. Aber als Anfang August endlich der Rüstbrief des Landesposaunenwarts Heiko Petersen in der Post lag, war klar, es geht nach Italien!

 

II.   Anreise und Eingewöhnung in das Freizeitleben

 Erste Zweifel, ob die Wahl des Urlaubsziels richtig gewesen ist, kamen einem Villar-Neuling, wie dem Verfasser dieses Berichts, beim intensiven Studium des Rüstbriefs. Hieß es doch dort, daß eine Tradition der Freizeit darin bestehe, daß sich die Freizeit-Teilnehmer gerne auf einem bestimmten Parkplatz am Genfer See zum Frühstück treffen würden. Als Zeitraum des Treffens wurde die Zeit zwischen 7:30 Uhr und 8:30 Uhr genannt. Eine Wahrnehmung dieses Frühstücks hätte bedeutet, daß eine Abreise aus Bühl noch vor dem Aufwachen hätte erfolgen müssen. Die Bühler Delegation hat daraufhin in seltener Einmütigkeit auf die Teilnahme an diesem Treff verzichtet. Die Anreise verlief trotzdem bei bester Stimmung und die mit jedem Kilometer steigenden Temperaturen eines zunächst herrlichen Sommertags ließen bereits unterwegs stressfreie Urlaubsstimmung aufkommen. Am Ziel angekommen, wurden zuerst wichtige Aufgaben erledigt, wie insbesondere die Beschlagnahme eines Eßtisches durch die Bühler. Dieser Tisch, strategisch klug im Schatten eines alten Kastanienbaumes gewählt, hatte in den folgenden vierzehn Tagen ganz entscheidende Bedeutung für den erfolgreichen Verlauf der Freizeit. Stellte doch die hervorragende italienische Küche des Hauses bei jeder Mahlzeit einen erneuten Angriff auf die (mehr oder minder) schlanke Linie der Freizeitteilnehmer dar. Dieser Herausforderung war man am besten im Schatten der Kastanie gewachsen. Nach der Zimmerverteilung und Kennenlernen der Einrichtungen des Hauses „Il Castagneto“ galt es am ersten Tag noch einsetzendem Regen zu trotzen. Die dunklen Regenwolken wurden erfolgreich mit den ersten Tassen italienischen Espressos bekämpft. Am Abend des Anreisetages stellte sich schnell heraus, daß unter den Teilnehmern viele waren, die sowohl das Haus als auch die Umgebung bereits seit einigen Jahren kannten und daher sich wie zu Hause fühlten. Und obwohl sich viele der Teilnehmer seit langer Zeit kennen, wurden auch Neulinge unproblematisch in die Gruppe integriert, so daß bereits nach wenigen Tagen mit vielen Teilnehmern ein gutes zwischenmenschliches Verhältnis hergestellt werden konnte. Angesichts der einfachen Unterkunft wurde es einem sehr bewußt, daß in erster Linie das Zusammenleben mit Gleichgesinnten der Familienfreizeit einen prägenden Charakter gegeben hat. Durch gemeinsame Andachten und Musikproben, durch in der großen Gruppe eingenommene Mahlzeiten und lange Abende mit interessanten Gesprächen wurden die zwei Wochen zu einer Zeit, an die man sich gerne zurückerinnert. Das Reiseziel liegt im einzigen mehrheitlich evangelischen Gebiet in Italien. Die Täler der Waldenser, bieten viele historische Orte, an denen auch heute das Schicksal der stets von Verfolgung bedrohten Waldenser lebendig ist. Da noch die meisten Bewohner der Täler von der Landwirtschaft leben, wird deutlich, daß die Waldenser stets in einfachen Verhältnissen gelebt haben. Vielleicht auch deshalb und wegen der Abgeschlossenheit der Alpentäler haben sich die Waldenser als evangelische Christen über viele Jahrhunderte behaupten können. Unterstützt durch einen sehr interessanten Vortrag von Herrn Albert Lazier, dem Seniorchef des Hauses, der sehr eindrücklich das Schicksal der Waldenser geschildert hat, konnten die Teilnehmer die historischen Orte der Täler erkunden und so einen weiteren interessanten Aspekt der Freizeit kennenlernen.

 

III.   Musik - Konzert und andere Aufgaben

Bereits aus dem Rüstbrief ließ sich herauslesen, daß die Freizeit gewisse Anforderungen an die Motivation und das Können der teilnehmenden Bläser stellen würde. Durch beinahe tägliche Proben unterschiedlichster Musikstücke wurde unter der Leitung von Heiko Petersen ein interessantes Repertoire erarbeitet, das anlässlich eines Konzerts Mitte der zweiten Woche in der schön restaurierten Dorfkirche von Villar aufgeführt wurde. Das Publikum wurde mit Musikstücken aus den unterschiedlichsten Epochen unterhalten, wobei die größten Erfolge mit moderner Musik erzielt wurden. Auf vielfachen Wunsch des örtlichen Pfarrers wurde unter Aufbietung der letzten Kräfte das Stück „Geh, Abraham geh!“ als weitere Zugabe gespielt, bevor ein eindrucksvoller Abend zu Ende ging. Neben dem Konzert, das sozusagen die Kür des Bläserlebens darstellte, wurden von den Freizeitteilnehmern auch Gottesdienste in den umliegenden Gemeinden gestaltet. Außerdem wurden in einem Altersheim und einem Heim für Behinderte in der Umgebung von Villar Ständchen geblasen. Neben den hervorragenden Erfrischungsgetränken eines der Altenheim-Mitarbeiter war es vor allem die Freude der Zuhörer, die Belohnung für unser Engagement war. Neben den Proben für Gottesdienste und für das Konzert erfreuten sich auch die Jungbläser einer intensiven Schulung und Betreuung durch Heiko Petersen. Für diese Einsteiger in unser Hobby dürften diese Tage ein Anreiz gewesen sein, durch engagiertes Üben sich in ihre heimatlichen Posaunenchöre zu integrieren.

 

IV.   Bergtouren – oder: der Blick in die Po-Quelle von oben

Die Umgebung von Villar, das sehr reizvoll im Alpental der Pellice liegt, bietet ideale Voraussetzungen für Bergtouren. Unter der Leitung von Hannelore Pfatteicher, die über unerschöpfliche Kenntnisse über alle Wanderwege der Gegend verfügt, wurden mehrere Bergtouren durchgeführt, die bei den Teilnehmern zu bleibenden Erinnerungen an die eindrucksvolle Bergwelt führten. Wenn auch frühes Aufstehen und stundenlange Aufstiege für untrainierte Wanderer zu einer ziemlichen Belastung wurden, sind die Aussichten von den bezwungenen Paßhöhen, z. B. auf den sonnenbeschienenen Mont Viso, unvergesslich. Auch die Mittagsrast einige hundert Meter über der Quelle des längsten italienischen Flusses, des Po, war ein Erlebnis, an das man sich sicherlich noch in einiger Zeit gerne zurückerinnert. Ebenso waren während der vierzehn Tage die kleineren Wanderungen lohnenswert, so daß festgehalten werden kann, daß die Bergwanderungen eine schöne Ergänzung zum Leben in der Gemeinschaft waren, die das Programm der Freizeit abrundeten.

 

V.   Fazit

Zurückblickend auf den Aufenthalt in Italien läßt sich festhalten, daß das Zusammenleben mit gleichgesinnten Bläsern aus den verschiedenen Posaunenchören der badischen Landeskirche und ihren Angehörigen die Familienfreizeit in Villar-Pellice zu einer kurzweiligen Zeit hat werden lassen. Neben gemeinsamen Andachten und dem Musizieren in der Gruppe prägten auch das harmonische Zusammenleben und die sowohl touristisch als auch historisch interessante Umgebung den Verlauf des Aufenthalts im Haus „Il Castagneto“. Nach Ende des vierzehntägigen Aufenthalts waren nur zwei Streitfragen, die mit viel Engagement kontrovers diskutiert worden sind, noch nicht geklärt: Wann und vor allem wo findet das Nachtreffen zur Freizeit Villar Pellice 2000 statt. Bühl oder Herbolzheim-Broggingen?. Die Entscheidung über den Austragungsort ist noch offen und außerordentlich spannend.

Sinzheim, den 25. September 2000

We

 gez. Thomas Weber