Bericht über die
Familienfreizeit 2008
der

Badischen Posaunenarbeit
in Villar Pellice, Italien

 

 

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        

 

A.       Anmeldung

 

Das Tal der Pellice, das Dorf Villar sowie das von der Familie Lazier geführte Haus „Il Castagneto“ haben eine eigenartige Anziehungskraft auf Bläser der Badischen Posaunenarbeit. Sobald nämlich der Veranstaltungs-Kalender der Badischen Posaunenarbeit für das Jahr 2008 veröffentlicht wurde, galt für viele der erste Blick dem Angebot der Familienfreizeit in Villar – Pellice in den westlichen Alpen Italiens. Dieses Jahr zu einer vollkommen ungewohnten Zeit am Ende der Sommerferien machte sich eine ca. 50 Personen umfassende Gruppe auf den Weg, um unter der Leitung von Landesposaunenwart Heiko Petersen zwei Wochen Urlaub zu machen. Zum Leitungsteam gehörten außerdem Frau Xenia Petersen, die ein spannendes und unterhaltsames Kinderprogramm vorbereitet hatte, sowie Frau Hannelore Pfatteicher, die für die Bergtouren verantwortlich zeichnete.

 

B.      Gewohntes

 

1.)   Gemeinschaft der Bläser und Familienangehörigen

 

       Wenige Wochen vor Beginn der Freizeit kam der Rüstbrief aus Karlsruhe, in dem neben den wichtigsten Fakten zur Freizeit und Angaben zu den erforderlichen Noten die Bitte enthalten war, sich am 22. August 2008 so gegen 16 Uhr im Hause „Il Castagneto“ einzufinden. Nach einer für alle Freizeitteilnehmer problemlosen Anreise wurde dann am Freitagabend die Reisegruppe offiziell begrüßt. Neben vielen Bekannten aus den Vorjahren war auch eine Reihe von Neulingen nach Villar gekommen. Diese wurden sofort in den Kreis der erfahrenen Villar-Fahrer integriert, so dass eine schöne Gemeinschaft entstand. Interessante Gespräche bis spät in die Nacht, gemeinsame Spiele von Canasta bis Siedler; Wanderungen oder einfach nur gemeinsames Sonnenbaden am eiskalten Pool prägten die Gemeinschaft in Italien.

 

       Nicht zu vergessen die morgendlichen Andachten, die von verschiedenen Teilnehmern der Freizeit gehalten wurden. Auch durch diese Beiträge wurde die Freizeit sehr bereichert.

 

2.)   Bläserarbeit

 

       Der eigentliche Anlass für das Zusammenkommen im Tal der Pellice ist das gemeinsame Musizieren mit Bläsern aus verschiedenen Chören. Wie bei den vorhergehenden Freizeiten auch hatte Heiko Petersen ein Programm vorbereitet, in dem für alle Beteiligten sich etwas finden ließ. Das Geübte wurde an mehreren Stellen zu Gehör gebracht. Die Unterstützung der einzigen evangelischen Minderheit in Italien ist je her ein wesentliches Anliegen der von den badischen Bläsern seit 1957 regelmäßig durchgeführten Freizeiten. So wurde die Synode der Waldenser Kirche beim Einzug in den Gottesdienst ebenso musikalisch unterstützt wie die sonntäglichen Gottesdienste in den umliegenden Kirchengemeinden. Das traditionelle Blasen auf dem Markt in Torre wurde abgehalten wie es auch nicht versäumt wurde, in mehreren Altersheimen und einem Behindertenheim zu blasen.

 

       In Villar hat sich in den letzten Jahren eine kleine Bläsergruppe etabliert. Erstmals wurden daher zusammen mit heimischen Bläsern zwei Proben durchgeführt. Dabei wurde der Plan gefasst, im Rahmen der nächsten Bläserfreizeit in Villar einen gemeinsamen Auftritt vorzubereiten.

 

       Höhepunkt der Bläserarbeit war das Konzert in der Kirche von Villar-Pellice in der zweiten Woche. Mit einem abwechslungsreichen Programm wurden die Zuhörer unterhalten.

 

3.)   karge Unterkunft und üppige italienische Küche

 

       Seit nunmehr 51 Jahren besteht das Haus „Il Castagneto“ in der Nähe von Villar-Pellice. In einer sehr eindrucksvollen Festschrift zum 50. Jahrestag der Gründung wird die Entwicklung des Hauses in diesem ebenso eindrucksvollen wie rauen Tal der Alpen beschrieben. Mit viel Begeisterung aber auch mit viel ehrenamtlicher Unterstützung von verschiedenen Seiten ist ein Haus gewachsen, das stets mit kleinen Schritten weiterentwickelt wurde. So können Teilnehmer der Freizeiten im Laufe der Jahre den einen oder anderen Fortschritt feststellen. Diese kleinen Entwicklungsschritte tragen dazu bei, dass das Haus auch künftig in den Sommermonaten geeignet sein wird, Freizeiten durchzuführen.

 

       Zum Glück unverändert ist die gute italienische Verpflegung durch die Küchencrew des Hauses. Wer sich für frischen Salat (mit Olivenöl und Knoblauch), Pasta in allen Variationen und für herzhafte Fleischgerichte mit Gemüse begeistern kann, ist in Villar genau am richtigen Platz. Gekrönt wurde die gute Verpflegung durch ein ausgezeichnetes Buffet am vorletzten Abend, der traditionell der Festabend der Freizeit ist. Als Folge einer Villar-Freizeit ist stets ein etwas ausgeprägterer „Rettungsring“ einzukalkulieren, den es in den zwei Jahren bis zur nächsten Freizeit wieder abzutrainieren gilt.

 

C.      Neues und Besonderes

 

1.)   biologische Grundstückspflege

 

       Das aus mehreren Häusern bestehende Anwesen „Il Castagneto“ ist umgeben von einigen Wiesen, die teils als Campingplatz oder Sportplatz teils als Rasenfläche für Kinderspiele und Sonnenbaden genutzt werden. Diese großen Rasenflächen müssen von der Familie Lazier gepflegt werden. Dafür wurde eine kleine Schafherde angeschafft, die mehrmals am Tag mit lautem Geklingel der umgehängten Glöckchen über das Gelände zog. Besonders beliebt machten sich die Tiere, wenn sie am frühen Morgen (so gegen 7:30 Uhr) direkt vor den Gästezimmern durchzogen. So war wenigstens gewährleistet, dass niemand das Frühstück verschlief. Allerdings weniger beliebt machten sich die Schafe aufgrund ihrer Hinterlassenschaften. Mehrmals am Tag mussten insbesondere aus dem Bereich der Liegewiese, die außer von  Sonnenbadenden auch von spielenden Kleinkindern genutzt wurde, Schafsköttel entfernt werden. Hier sollte sich die Familie Lazier überlegen, ob die biologische Grünpflege in allen Bereichen des Grundstücks mit dem Betrieb einer Herberge vereinbar ist oder ob nicht wieder auf traditionelle Art und Weise der Rasen kurz gehalten werden sollte.

 

2.)   verbesserte Logistik

 

       Im Laufe der Freizeit gab es seit jeher immer verschiedene Anlässe, um Teile der Gruppe innerhalb des Pellicetals zu verlegen. Seien es die Fahrten zu den verschiedenen Auftritten der Bläser, seien es Wandergruppen, die an die Ausgangspunkte ihrer Touren gebracht werden mussten oder auch andere Fahrten z. B. zu den Märkten der Umgebung. In der Vergangenheit waren bei diesen Anlässen auch bei kleineren Gruppen mehrere PKW im Einsatz. Dieses Mal hatte Heiko Petersen aufgrund des glücklichen Umstands eines kostenlosen Upgrades der Autovermietung einen gut motorisierten Kleinbus mit 9 Sitzen zur Verfügung. Dieses Fahrzeug (im Bläserkreis liebevoll als „Leiterwagen“ bezeichnet) wurde intensiv genutzt und bot dank seiner Größe und Flexibilität eine optimale Unterstützung bei den verschiedenen Aktionen der Reisegruppe. So wurde manche PKW-Fahrt vermieden. Es bleibt zu wünschen, dass bei künftigen Freizeiten in Villar ähnliche Fahrzeuge verfügbar sind.

 

c)    Schutz vor überwältigenden Eindrücken

 

       Wesentlicher Bestandteil der Freizeit in Villar sind die Bergtouren und Wanderungen, die auf die verschiedenen Ansprüche und Möglichkeiten der Teilnehmer abgestimmt werden. Immer wieder kann auf die unerschöpflichen Kenntnisse der Gegend und der Wanderpfade von Frau Hannelore Pfatteicher zurückgegriffen werden, die sehr zum Vergnügen der Wanderer unermüdlich die Bergtouren anführte. Wie in den vergangenen Jahren wurden auch Ganztagestouren angegangen. Bei einer dieser Touren sollten die Wanderer am Ziel mit einer überwältigenden Aussicht auf die umliegenden Berge belohnt werden. Um die Wanderer vor einem zu eindrucksvollen Panorama zu schützen, hatte sich die Natur den Einsatz dichter Nebelschwaden und längerer Regenschauer vorbehalten. So konnte auf dem Gipfel nur anhand der Wanderkarte geraten werden, welche Berge wo zu sehen gewesen wären, wenn es nicht so diesig gewesen wäre. Ganz sicher kann man aber nicht sein, dass die Teilnehmer dieser Tour nicht auch in Zukunft wieder den Versprechungen Hannelore Pfatteichers folgen werden, um die Bergwelt rund um das Tal der Pellice zu erobern.

 

 

d)    Verletzung während des Konzerts

 

       Wie bereits erwähnt war das Konzert in der Waldenser Kirche von Villar einer der Höhepunkte des Bläserlebens. Damit auch die Eltern des jüngsten Teilnehmers (nennen wir ihn an dieser Stelle zur Wahrung der Diskretion nur „D“) am Konzert aktiv mitwirken konnten, wurde D in die Obhut erfahrener Babysitter aus dem Teilnehmerkreis gegeben. D war aber davon überzeugt, dass einzig die Eltern als Aufsichtspersonen akzeptabel wären, und äußerte diese Ansicht anhaltend und lautstark bis sich der Vater des Jungen, (nennen wir ihn an dieser Stelle zur Wahrung der Diskretion nur „R“), erbarmte, die Reihen der Musiker und die Kirche verließ, um seinen Jungen zu trösten. Dabei übersah er allerdings einen der Hunde aus dem Dorf, der hochschreckte und den armen Trompeter zugleich in den linken Oberschenkel biss. Die erlittene Bisswunde und die gründlich eingerissene Hose hinderten unseren treusorgenden Vater jedoch nicht daran, seinen Sohn D für den Rest des Konzerts zu betreuen. Im Kreise der Bläser wurde er allerdings schmerzlich vermisst.

 

D.      Fazit

 

       Die vierzehn Tage in Villar vergingen wie im Fluge. Viel zu schnell hieß es wieder, Koffer zu packen und die Heimreise anzutreten. Die verschiedenen Aktivitäten vom anspruchsvollen Wandern bis zum Sonnenbaden am Pool, die Bläserarbeit und die Andachten sowie nicht zuletzt das Miteinander in der Gruppe waren wieder Garanten für eine wunderschöne Freizeit in den Bergen Italiens. Es ist schwer zu beschreiben, welche Faszination dieser Ort auf die Teilnehmer ausübt. Sicher ist aber, dass auch in zwei Jahren sich wieder eine Gruppe aus Baden aufmachen wird, das Tal der Pellice unsicher zu machen.

 

 

Sinzheim im September 2008

We

 

gez. Weber